Einblick in die kranke Seele

Depression, Zwangshandlungen, Panikattacken, Ess- oder Magersucht: All das sind weiterhin gesellschaftliche Tabus, worunter Kinder und Jugendliche besonders leiden. Wenn sie mit einer psychischen Erkrankung in einer Klinik aufgenommen werden, empfinden das viele Familien als Scheitern. Doch wie erleben es die Betroffenen selbst? Der Förderverein der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen Schirm e. V. hat junge Patient*innen nach ihren Geschichten gefragt. „Vögel im Kopf. Geschichten aus dem Leben seelisch erkrankter Jugendlicher“, herausgegeben von Bernd Gomeringer, Jessica Sänger, Ulrike Sünkel, Dr. Gottfried M. Barth und Max Leutner, versammelt mehr als 60 authentische Lebensgeschichten. Das bewegende Buch über das Leben mit einer Erkrankung, über den Alltag in der Psychiatrie und über die Kraft der Zuversicht erscheint am 7. Oktober im S. Hirzel Verlag.

Neben aktuellen und ehemaligen Patient*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen kommen auch Eltern, Geschwister, Lehrkräfte, Mitschüler*innen sowie KJP-Mitarbeiter*innen zu Wort. Nicht nur Wut, Verzweiflung und Erlebnisse des Eingesperrtseins werden beschrieben, auch ambivalente Gefühle von Freude, Freundschaft und Verbundenheit finden Platz. Die Klinik wird als Parallelwelt beschrieben, in der selbst die Zeit eine andere ist. Wer sich auf diese Geschichten einlässt, kann verschiedenste Gedankenwelten erleben. Dabei wird deutlich, wie schwer es ist, anderen den inneren Zustand zu vermitteln. Vor allem soll dieses Buch dazu anregen, dass mehr über seelische Erkrankungen gesprochen und die Tabuisierung aufgebrochen wird.


Bernd Gomeringer, Jessica Sänger, Ulrike Sünkel, Dr. Grottfried M. Barth, Max Leutner: Vögel im Kopf. Geschichten aus dem Leben seelisch erkrankter Jugendlicher, gebunden, 320 Seiten, € 24,00, ISBN: 978-3-7776-2885-1