Berufsorientierung neu denken: an Schulen fürs regionale Handwerk begeistern
Neue Formen der Berufsorientierung ausprobieren: Lehrkräfte tauschen Klassenzimmer gegen Werkstatt und bekommen praktische Einblicke – Handwerkskammer Ulm bringt rund 600 Schulen und Handwerksbetriebe zusammen.
Jugendliche zwischen Ostalb und Bodensee haben die Qual der Wahl: Allein im Handwerk gibt es über 130 spannende Ausbildungsberufe zu entdecken. Herauszufinden, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen, ist dabei gar nicht so leicht. Wichtiger Ratgeber sind neben den Eltern vor allem Schulen bei der Berufswahl. Jeder zweite Schüler informiert sich laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung im Unterricht über verschiedene Karrieremöglichkeiten. Um mit Vorurteilen und veralteten Bildern rund um Handwerksberufe aufzuräumen, hat die Handwerkskammer Ulm kürzlich gemeinsamen mit der Kammer Reutlingen zum zweiten Mal ein Projekt speziell für Lehrkräfte mitorganisiert: Im Rahmen der Fortbildung zur Berufsorientierung hatten Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit ihre praktischen Fähigkeiten zu erproben. Gleichzeitig konnten sie verschiedene Handwerksberufe kennenlernen und Informationen über Ablauf und Karrieremöglichkeiten einer dualen Ausbildung erhalten. So bekommen Lehrkräfte einen umfassenden Einblick und können ihre Schülerinnen und Schüler besser über die Vielfalt handwerklicher Berufe informieren. „Was Lehrkräfte nicht kennen, können auch ihre Schülerinnen und Schüler nicht mehr kennen lernen. Viele Lehrer sind mit den Details einer modernen dualen Ausbildung nicht mehr vertraut. Genau das wollen wir mit diesen Fortbildungen ändern. Es braucht eine ergebnisoffene und vorurteilsfreie Berufsorientierung an Schulen. Nur so werden den Jugendlichen alle Möglichkeiten aufgezeigt, die sich ihnen für ihre berufliche Zukunft bieten“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Ein weiterer Weg, um Schülerinnen und Schülern Einblicke in die Berufswelt zu ermöglichen, sind sogenannte Bildungspartnerschaften zwischen Handwerksbetrieben und Schulen. Im gesamten Ulmer Kammergebiet gibt es davon schon über 600. Ob gemeinsame Projekte mit Betrieben und Azubis, Werkstatttage, Berufserkundungen oder Mitarbeiten und Tüfteln vor Ort: Jugendliche können ganz unkompliziert praktische Erfahrungen sammeln und dabei Handwerksberufe und Karrieremöglichkeiten kennenlernen. „Unser Ziel ist es, Handwerk für alle junge Menschen erlebbar zu machen. Nur so können sie entscheiden, ob eine handwerkliche Ausbildung etwas für sie ist – oder eben nicht. Jenseits von Klischees, in einer bewussten Entscheidung“, so Mehlich.
Anzahl der geschlossenen Bildungspartnerschaften im Gebiet der Handwerkskammer Ulm nach Landkreis:
Bodenseekreis: 28
Landkreis Ravensburg: 149
Landkreis Biberach: 94
Alb-Donau-Kreis: 98
Stadtgebiet Ulm: 18
Ostalbkreis: 165
Landkreis Heidenheim: 53