Mit direktem Matching gegen die Ausbildungskrise

Regionale Plattform ging am 15. April 2021 online – Gemeinsame Initiative von Wirtschaft und Landkreis

Die Corona-Krise lässt die Schere zwischen angebotenen Ausbildungsplätzen und der Bewerberzahl noch weiter auseinanderklaffen. Mit einer gemeinsamen Aktion wollen die Wirtschaft und der Landkreis Neu-Ulm diesem besorgniserregenden Trend entgegensteuern. Herzstück der Kampagne wird der Internetauftritt zeigdeinkoennen.de sein, der gerade speziell für die Region Donau-Iller entwickelt wird. Am 15. April 2021 geht das Ausbildungsportal online.

Das Internetportal „wird ein direktes Matching zwischen Berufseinsteiger und Ausbildungsbetrieb ermöglichen“, kündigte Dr. Ansgar Batzner an. Zur Erklärung: Auf eine Suchanfrage nach einem Ausbildungspatz erhalten die Bewerberinnen und Bewerber, je nach den eingegebenen Merkmalen, ein passgenaues Angebot an Lehrstellen in der Region. Ergänzend zu der gezielten Datenbank-Recherche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen werden die Möglichkeiten von Social Media genutzt. „Wir werden auch auf Facebook und Instagram, wo die jungen Leute unterwegs sind, präsent sein“, informierte Batzner.

Auf diese Weise will das Bündnis die Berufsorientierung wieder ankurbeln. In der Corona-Krise ist der Draht zwischen Schulabsolventinnen und -absolventen auf der einen sowie der Berufswelt auf der anderen Seite mehr und mehr abgerissen. Viele Stellen bleiben unbesetzt, weil die konventionellen Zugangswege versperrt sind. Ausbildungsmessen finden nicht mehr in Präsenz statt. Online-Börsen taugen nur eingeschränkt als vollwertige Alternativen. Praktika können nicht mehr angeboten werden. Und für Azubi-Scouts bleiben die Türen der Schulen verschlossen.

Die Folgen sind dramatisch. Im Landkreis Neu-Ulm ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen um gut 30 Prozent zurückgegangen. In absoluten Zahlen sind dies 325 Stellen weniger. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ist um 8 Prozent beziehungsweise 68 Personen geschrumpft.

Besonders augenfällig ist der Einbruch bei den ausbildungsbereiten Jugendlichen unter 20 Jahren. Das Minus beträgt  knapp elf Prozent. Die Experten führen dies auf die „fehlenden Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung“ zurück. Betroffen sind sowohl das verarbeitende Gewerbe, der Handel, Dienstleistungsberufe als auch das Handwerk.

Der Fachkräftemangel, der die Zukunftsaussichten der heimischen Wirtschaft ohnehin trübt, droht damit noch gravierender zu werden. Mehr noch: Dem gesamten Bildungssektor drohen enorme Verwerfungen, wenn die jungen Menschen, die im kommenden Ausbildungsjahr eigentlich in den Beruf einsteigen würden, stattdessen weiter zur Schule gehen oder noch häufiger ein Studium aufnehmen.

Landrat Thorsten Freudenberger gibt deshalb die Devise aus: „Wir wollen gemeinsam anpacken, um diese Herausforderung zu meistern.“